Vorbereitende Methoden

Die vorbereitenden Methoden sind dazu bestimmt, Glaubensansätze zu schaffen. Ein Glaube ist notwendig als Impuls für spirituelle Anstrengungen.

Was aber ist Glaube? Der Begriff umfasst viele Ebenen.

So mancher definiert seinen Glauben etwa so: “Ja, ich weiß, es gibt da so etwas wie einen kosmischen Verstand, eine Art UFO…”.

Andere sagen ganz dezidiert: “Ja, ich glaube an Gott!” Und bekreuzigen sich sogar dabei. Doch sie unternehmen nicht die geringsten Anstrengungen, um auch nur klar darüber zu werden, was Gott von ihnen will, geschweige denn davon, sich Seinem Willen gemäß zu ändern! Im Gegenteil: Sie trinken viel Alkohol, stehlen, hassen, töten und denken nur manchmal: “Und was ist, wenn es Gott nicht gefällt? Aber das hat ja noch Zeit!”. So wie es für mich beispielsweise völlig uninteressant ist, über die Herstellung von Golderzeugnissen oder über Diamantenbearbeitung zu hören, so uninteressant ist für sie das Thema Gott.

Ich kam einmal ins Gespräch mit einem orthodoxen Gemeindeältesten. Er meinte, er arbeite gerade an einer Dissertation. Ich sage ihm: Aber du und ich, wir sind doch in einem Alter, wo wir eher daran denken sollen, noch so viel wie möglich im religiösen Werk zu tun, und nicht daran, irdisches Wissen anzuhäufen… Wird Gott von deinem akademischen Grad einen Nutzen haben? Er aber sagt: “Nun, Gott, man weiß ja noch nicht, gibt es Ihn oder gibt es Ihn nicht, und die Dissertation habe ich ja fast schon in der Tasche!”…

Ein Glaube ist erst dann von wirklichem Wert, wenn darin auch die Liebe zu Gott enthalten ist. Denn nur Liebe kann einen Menschen dazu bringen, sich selbst aufrichtig verändern zu wollen, um so zu werden, wie es sich der Geliebte wünscht. Später kann sie dann zu einer Leidenschaft werden, die einen veranlasst alles zu verwerfen, was ihn auf dem Weg in die ausgebreiteten Arme des Schöpfers behindert. Dann tritt wahres Mönchtum ein: das Tete-a-tete mit Gott…

Um den Menschen nun dabei zu helfen, sich im Glauben zu bestärken, gibt es — aus der Sicht derer, die schon längst über diese Stufe hinaus sind —, derart alberne Verhaltensweisen wie rituelle Körperbewegungen, Gebete, Gesänge und Tänze oder auch Verbeugungen vor Ikonenbildnissen von Gott, “Heiligen” und sogar Idolen.

Bei all der offensichtlichen Albernheit der spielhaften Zeremonien, Initiationen, gemeinschaftlichen und individuellen Mantras u.dgl. “stimmt sich” Gott dennoch auf diese Spielereien von Menschen ein und hilft aufrichtig Suchenden, auf dieser Grundlage die schwierigen ersten Stufen des großen Weges zu bewältigen.

Wenngleich also beispielsweise eine wirkliche Taufe durch den Heiligen Geist (wie u.a. vom Apostel Philippus beschrieben [8,18]) nicht einmal im Entferntesten an die gleichnamige Zeremonie in einer beliebigen Kirche erinnert, so akzeptiert Gott diesen Akt trotzdem bei einem aufrichtigen Glaubensneuling, wenn es ein Eid ist mit der festen Absicht, Ihn als das Ziel zu suchen und zu finden.

Wenn es sich bei den Taufeempfängern aber etwa um Killertrupps handelt, die daraufhin blutige Verbrechen begehen… Sieht das dann nicht aus wie böser Spott über die Lehre und den um unseretwillen geschehenen Opfertod Jesu Christi?

Gleiches gilt für die Kindertaufe: Zeigt nicht schon die gewöhnliche Lebenserfahrung auf die Nutzlosigkeit dieser Handlung? Denn Getaufte und Nichtgetaufte werden gleichermaßen krank und sterben, betrinken sich und werden zu Kriminellen!

Die Taufe ist ein Treueschwur vor Gott. Es ist keineswegs ein Akt von “Schutzmagie”. Diesen Schwur kann daher nur ein genügend erfahrener und erwachsener Mensch leisten, und zwar er selbst, nicht durch “Taufpaten”.

Es ist bekannt, dass das Schnürchen eines Leibkreuzes schon für manches Kleinkind zum Strick geworden ist…

Mit einem Leibkreuz wurden in Russland in der Zeit der Zwangstaufen auch bereits Getaufte gekennzeichnet. Man tat dies, um Taufverweigerer leichter aufzuspüren und zu foltern oder zu töten [6]. Für wen tragen die Nachfolger jener Schinderknechte heute ihre Kreuze? Glauben sie wirklich, dass dies gottgefällig ist? Die Wahrheit ist: Gott genügt es, wenn jemand in seiner Seele getauft ist — dieser ist ein aufrichtiger, echter Christ.

… Auf der anderen Seite aber können ein Gebet vor dem Essen, Ikonen im Haus, der Besuch von Kirchen, die Teilnahme an Ritualen, das Wiederholen von Mantras oder das Tragen eines Kreuzes an der Brust einen Menschen im Glauben bestärken, denn er wird so an Gott erinnert. Gott gibt dann einem würdigen Sucher Hinweise auf die Richtigkeit seiner anfänglichen Anstrengungen, indem Er auf seine Gefühlssphäre einwirkt und ihn mit Glücksempfindungen überströmt.

… Gleichwohl existieren keine “rettenden” Zeremonien. Daher sollte ein Mensch, der zu einem Liebesglauben gefunden hat, als Nächstes den Willen Gottes kennen lernen, nicht die Kanons der Organisation, in der sein Weg begann. Und er sollte sich auch redlich bemühen, um sich selbst als Seele, als Bewusstsein, zu verändern.

Wie wir sehen, gibt es nichts Schlimmes daran, dass Menschen in einem bestimmten Stadium ihrer Entwicklung in rituelle Formen der religiösen Praxis einbezogen werden. Dies ist bezeichnend für alle Epochen, Länder und Religionsformen. Und es hat auch keinen Sinn zu erklären, welche Rituale besser oder schlechter sind. Je mehr Frieden, Harmonie, reine und ruhige Freude, Glücklichkeit und Liebe, umso besser. Religiöse Zeremonien sollen Gläubigen helfen, ebendiese Eigenschaften zu entwickeln.

Das Problem liegt nicht in der Form religiöser Praktiken, sondern in der Ideologie, die von den diese Praktiken fördernden Organisationen gepredigt wird.

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Alle Menschen unterscheiden sich voneinander in ihrem psychogenetischen Alter, d.h. dem Seelenalter. Das körperliche (ontogenetische) Alter ist etwas ganz anderes.

Jeder Mensch kann in der jeweiligen Inkarnation recht schnell und leicht sein bereits in früheren Erdenleben erarbeitetes Potenzial umsetzen. Dies gilt für das intellektuelle Potenzial, den Entwicklungsgrad der Chakren, die Größe des Bewusstseins, für berufliche Vorlieben und die Ausprägung bestimmter seelischer Eigenschaften.

 

Wenn daher erwachsene Menschen in ihrer Fähigkeit, religiöse Fragen zu verstehen, grundverschieden sind, so ist das völlig normal.

Normal ist unter anderem auch, dass eine enorme Anzahl von Gläubigen und auch deren Anführer bis zum Ende ihrer jeweiligen Inkarnation erst in einem einleitenden Stadium spiritueller Entwicklung bleiben: In ihrer nächsten Inkarnation werden sie den Weg fortsetzen können.

Dass dieses Stadium jedoch lediglich ein einleitendes ist, darüber muss informiert werden. Dies wird denjenigen, die genügend entwickelt sind, helfen, zu erwachen und weiter zu kommen.