Die Praxis des modernen Hesychasmus
(Vortrag)

Die spirituelle Tradition, die unter dem Namen HESYCHASMUS bekannt ist, entstand unter den Christlichen Asketen. Man muss deshalb zuerst kurz erläutern, was das Christentum ist.

Das ist vor allem die Lehre über Gott und den Weg zu Ihm, die von dem im menschlichen Körper inkarnierten Boten des Schöpfers — Jesus Christus — für uns gegeben war.

Betrachten wir die Hauptpostulate Seiner Lehre:

1. Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. (Mt 5,48).

2. Ich und der Vater sind Eins. (Joh 10,30).

3. Ich bin der Weinstock (Joh 15,1-5).

4. Wie Mich Mein Vater kennt, so kenne Ich den Vater. (Joh 10,15).

5. Ich liebe den Vater (Joh 14,31).

6. Gerechter Vater! Ich kenne Dich! (Joh 17,25).

7. Und lernt von Mir (Mt 11,29).

8. Gott ist die Liebe (1 Joh 4,16).

9. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften (Mk 12,29-30).

10. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Mk 12,31).

 

Das sind die Grundsätze des Christentums. Sie enthalten den Aufruf Jesu an die Menschen, SO ZU WERDEN WIE ER. Und, wie Er, den Himmlischen Vater zu erkennen und mit Ihm Eins zu werden.

Das Neue Testament ist ebenfalls reich an Jesu Geboten, deren Befolgung am schnellsten dabei hilft, es zu verwirklichen. Sie beinhalten folgende Aufforderungen:

— absolut ehrlich in den Beziehungen zu anderen Menschen sein, keine Schulden haben, sich kein fremdes Eigentum aneignen,

— mehr auf das Wohlergehen anderer bedacht sein als auf sein eigenes,

— Frieden stiften,

— liebevoll und zärtlich zueinander sein,

— jedem in allem Guten helfen,

— vergeben, sich nicht rächen, nicht fluchen,

— nicht hassen, sich nicht emotional in die Verurteilung anderer verstricken,

— nicht nach der Anhäufung “irdischer” Reichtümer streben: sonst versäumst du die Möglichkeit, geistige Reichtümer anzusammeln,

— nicht kleinmütig werden vor Angriffen aggressiver Primitivlinge, die nur dem Körper schaden können, aber nicht dem, womit wir vor den Himmlischen Vater nach dem Tod des Körpers erscheinen — der Seele,

— nicht dem Trunk ergeben sein,

— nicht anmaßend sein, sondern im Gegenteil: bescheiden und achtungsvoll zu anderen,

— bestrebt sein, alles zu tun was wir nur können um der spirituellen Unterstützung anderer Menschen willen,

— sich nicht übermäßig über Sexualität begeistern, damit diese nicht Gott vom Mittelpunkt verdrängt; persönliche Suche nach Gott und der Dienst für Ihn sollen immer an erster Stelle sein.

Hierzu seien nur einige wenige Zitate angeführt:

Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. (Joh 13,34)

Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn “die Liebe deckt auch der Sünden Menge“ (1 Pt 4,8)

Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? (1 Joh 4,20)

Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott!

Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe. (1 Joh 4,7-8)

Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns!… (1 Joh 4,12).

Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt! (Röm 13,8)

Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; ... Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe! (1 Joh 4,18)

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz…

Wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.

Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.

Die Liebe ist langmütig und freundlich,

die Liebe eifert nicht,

die Liebe treibt nicht Mutwillen,

sie bläht sich nicht auf,

sie verhält sich nicht ungehörig,

sie sucht nicht das Ihre,

sie lässt sich nicht erbittern,

sie rechnet das Böse nicht zu,

sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit…

Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird… (1 Kor 13,1-8)

Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen!… (Mt 5,44).

Selig sind die Friedfertigen!… (Mt 5,9)

Richtet nicht!… (Luk 6,37)

Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!… (Mt 7,12)

Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück! (Luk 6,30)

Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. (Mt 6,14-15)

Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit. Habt ihr aber bittern Neid und Streit in eurem Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht der Wahrheit zuwider: Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern sie ist ... teuflisch… (Jak 3,13-15)

Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft! (1 Pt 2,15)

Wer sagt, er sei im Licht, und hasst seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis. (1 Joh 2,9).

Die Liebe sei ohne Falsch!

Hasst das Böse, hängt dem Guten an!

Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich!

Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor! (Röm 12,9-10)

Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht! (Röm 12,14)

Vergeltet niemand Böses mit Bösem! (Röm 12,17)

Rächt euch nicht selbst! (Röm 12,19)

Wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken! (Röm 12,20)

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem! (Röm 12,21)

Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder?…

So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben!

Lasst uns nicht mehr einer den andern richten!

Sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite. (Röm 14,10-13)

Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest! (Gal 6,1).

Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören! (Eph 4,29).

Wenn du von jemandem ... eingeladen bist, so setze dich nicht obenan!… Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden. (Luk 14,8-11)

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen! Sammelt euch aber Schätze im Himmel!…

Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. (Mt 6,19-21)

Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten… (1 Kor 10,23)

Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon*! (Mt 6,24)

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Mt 16,26)

Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten* gesagt ist: “Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten”… Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt!… Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein!” (Mt 5,33-37)

Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen!… (Eph 5,18)

Es ist besser, du isst kein Fleisch und trinkst keinen Wein und tust nichts, woran sich dein Bruder stößt! (Röm 14,21)

Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht!… (Röm 13,13)

Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient! (1 Kor 10,24)

In Demut achte einer den andern höher als sich selbst! (Phil 2,3)

Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut! (Mt 12,30)

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können!… (Mt 10,28)

Legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde! (Kol 3,8)

Meine Freude bleibe in euch und eure Freude werde vollkommen!

Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe! (Joh 15,11-12)

Das gebiete ich euch, dass ihr euch untereinander liebt! (Joh 15,17)

 

* * *

Nun prüfe jeder sich selbst: Habe ich das, was Jesus lehrte und weiterhin lehrt, auch so verstanden?

Christentum ist ja doch gerade das! Denn gerade so lehrte und lehrt uns Jesus Christus! Alles andere ist Entstellung und Sektiererei.

Jetzt aber möchte ich nur unterstreichen, dass Jesus während Seines uns bekannten irdischen Lebens Seine unmittelbaren Jünger auch meditative Praktiken lehrte, ohne die es unmöglich ist, den Himmlischen Vater zu erkennen.*

Im Neuen Testament gibt es solche Äußerung Jesu: “Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten” (Joh 4,24). Hier ist die Rede davon, wie man zu Gott gehen soll, und zwar mit der richtigen Einsicht in das Wesen Gottes und die Evolutionsaufgaben des Menschen. Und Ihn “anbeten” (besser zu übersetzen wäre es als Ihn verehren) sollte man nicht mit dem Körper, nicht mit “religiösen” Körperbewegungen, sondern mit der Seele, die sich allmählich — durch meditative Methoden der Selbstvervollkommnung — aus der Abhängigkeit vom materiellen Körper befreit.

* * *

In der Praxis vieler christlichen Kirchen haben sich tempelgebundene Gottesdienste und Rituale herausgebildet, obwohl dies keineswegs zur Lehre von Jesus Christus gehörte. Man kann die Frage stellen: Ist das gut oder schlecht?

Auf der einen Seite muss man klar verstehen, dass Gott nicht in höherem Maße in Tempeln anwesend ist als außerhalb von ihnen. Und dass Er in den Tiefen des Universums zu suchen ist, nicht in materiellen Kultgegenständen oder Gebäuden.

Auf der anderen Seite aber entstand das Tempelwesen immerhin als ein vollkommen natürliches Bedürfnis von Menschen, die von der allgemeinen geistigen Absicht vereint waren, sich zu versammeln, schlicht um mit Gleichgesinnten emotional zu kommunizieren, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen und zu lernen.

Auch Rituale erweisen sich per se oft als nützlich: Sie sind förderlich, damit bei den versammelten Menschen, die sich auf die Aufnahme des Göttlichen eingestimmt haben, der Gedankenschwall über „das Irdische“ zum Stillstand kommt. Auf dieser Grundlage erlangen viele von ihnen erstmals Beweise für die Realität des Mystischen — spürbare Berührungen unsichtbarer Hände, Energieströme aus Ikonen, Gedanken und sogar Stimmen unsichtbarer Gesprächsteilnehmer…

Für den einen ist es Gott, der sich so offenbart, für andere sind es Teufel… Dies hängt von der ethischen Reinheit eines jeden Menschen ab.

Und die ethische Reinheit der “Herde” ist in hohem Maße durch den spirituellen Entwicklungsgrad der “Hirte” bedingt. Eben darin liegt das Hauptproblem: Unter dem Anschein des Christentums wird ja sehr oft etwas diametral Entgegengesetztes gepredigt…

… Ja, wenn wir von den Unterschieden zwischen den hervorgegangenen Glaubensrichtungen sprechen, ist es nötig, den Akzent durchaus nicht auf das Rituelle zu legen. Nicht im Rituellen liegt das Problem! Sollen doch die Rituale bei allen so bleiben wie sie sind! Das Problem liegt ganz wo anders: Es fehlt eine ganzheitliche Einsicht in die Existenz des Universalen Bewusstseins und insbesondere für dessen evolutionären Aspekt!

Beginnen wir damit, dass das Universum real (nicht nur mathematisch) und multidimensional ist und aus 7 Hauptschichten der Multidimensionalität.

Die Schichten des multidimensionalen Raumes unterscheiden sich voneinander vor allem durch den Grad der Verfeinerung der sie füllenden Energien.

Die tiefstgelegene und feinste Schicht im universellen multidimensionalen “Ozean der Emanationen” — dem Absoluten — ist die Loka des Primordialen Bewusstseins, das in verschiedenem Zusammenhang und in verschiedenen Sprachen als Gott Vater, Schöpfer, Himmlischer Vater, Jehova, Allah, Tao, Ishvara, Shiva, Ódin und mit anderen Namen bezeichnet werden kann.

Am anderen Ende der Skala der Multidimensionalität liegt die Hölle, die “Müllgrube der Evolution” und damit Wohnsitz der — ihrem energetischen Status nach — gröbsten Wesen. Es sind diejenigen, die es sich im Verlauf ihres inkarnierten Lebens angewöhnt haben, in groben emotionalen Zuständen zu verbleiben.

Ist es jetzt klar, warum Gott uns zurät, in den Emotionen herzlicher Liebe zu leben, und nicht in solchen von Zorn, Verurteilung, Gereiztheit, Bosheit und Hass?…

… Nicht immer gelingt es dem Menschen, leicht und schnell seinen Charakter in eine bessere Richtung zu verändern. Er weiß einfach nicht, wie das zu tun ist. Hier möge ihm das von uns detailliert ausgearbeitete System der psychischen Selbstregulierung zu Hilfe kommen, beruhend auf der Meisterung der Funktionen der eigenen Chakras als Organen, die unter anderem für die Erzeugung unserer Emotionen verantwortlich sind.

Das Hauptchakra eines jeden von uns ist das im Brustkasten befindliche Anahata-Chakra. Gerade dort entstehen Emotionen der “herzlichen” Liebe, jenes Zustandes, der uns realerweise Gott näher bringt und der so explizit durch Jesus Christus und Seine Apostel für uns gepredigt wurde.

Über dem Anahata — im Hals — liegt das Vishudha Chakra, verantwortlich für die ästhetische Wahrnehmung von Situationen der Umgebung.

Noch höher — im Kopf — gibt es zwei “Denkchakras”.

Und unter dem Anahata — im Bauch und im Beckenbereich — befindet sich ein Block von drei Chakras, der sich das Untere Dantian oder Hara nennt. Es ist der Kraftblock des Organismus, der dessen verschiedene Funktionen mit Bioenergie versorgt.

Gerade das Anahata mit seinem kostbaren Inhalt — dem spirituellen Herzen — ist der allerwichtigste Teil eines jeden von uns. Eben dieses Chakra ist es, das wir in erster Linie reinigen und auf jede Weise entfalten und wachsen lassen sollen — genauer: Wir sollen selbst wachsen, indem wir zum spirituellen Herzen werden und uns — als Seele — darin unterbringen, uns dort “niederlassen”.

* * *

Gott ist die Liebe. Und wir müssen, um uns Ihm zu nähern, auch uns in die Liebe verwandeln.

Die einzige Möglichkeit dies zu verwirklichen wird gewährleistet durch bewusste willensmäßige Kontrolle der eigenen Emotionen: Ausschaltung grober Emotionszustände und jede mögliche Kultivierung der verfeinerten.

Dies kann nicht anders erreicht werden als durch die oben angeführten Methoden spiritueller Arbeit.

Wenn wir uns ethisch intensiv umgestalten in Übereinstimmung mit den oben aufgezählten Prinzipien der Göttlichen Ethik, dann verdienen wir einen aktiven Beistand bei unserem spirituellen Aufstieg durch Göttliche Lehrer als Vertreter des Gott Vaters. Sie sind diejenigen, die in ihrer Gesamtheit als Heiliger Geist bezeichnet werden.

… Der Schöpfer ist in unmittelbarster Weise an unserer positiven Entwicklung interessiert. Er ist es ja, der uns gesandt hat, damit wir uns durch irdische Inkarnationen weiterentwickeln! Weshalb? Damit wir, nachdem wir uns bis zum nötigen Niveau entwickelt haben, in Ihn einfließen und Ihn so mit uns selbst bereichern.

Verständlicherweise ist es nicht nach eines jeden Kraft, bereits jetzt mit dem eigenen Bewusstsein in Ihn einzufließen. Doch Er sendet uns in Verkörperungen keineswegs nur ein Mal, sondern viele Male. Und das Seelenwachstum ist bei uns allen unterschiedlich: Der eine inkarniert sich ja zum erstenmal in einem menschlichen Körper, und ein anderer inkarnierte sich bereits Hunderte Male.

Mehr noch: Vor unseren menschlichen Erdenleben evolvierten wir alle — als Seelen — zuerst in pflanzlichen und dann in tierischen Körpern. Und die Wesen, die jetzt in solchen Körpern leben, sind … zukünftige Menschen.

Wird diese Einsicht jetzt nicht für jeden zur Grundlage dafür, sich gegenüber allen Lebewesen, die auf der Erde inkarniert sind, respektvoll und mitfühlend zu verhalten?

… Gott gab Mose einmal das Gebot: “Du sollst nicht töten!”. Mose jedoch verletzte es als erster… Seitdem wurde dieses Gebot weder von den Juden massenhaft anerkannt noch von denen, die sich Christen nannten, noch von Moslems.

Dabei befahl Gott durch Mose nicht: “Töte keine Menschen!”. Er schrieb auf die Gesetzestafeln eine Formel mit umfassenderer Bedeutung: Töte niemanden! Und erläuterte dabei:

“… Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise” (Bibel, Genesis 1,29).

Und präzisierte dann noch (Bibel, Genesis 9,1-4): Allein esset das Fleisch nicht mit seinem Blut, in dem sein Leben ist! Und hierzu gehören alle Säugetiere, Reptilien, Amphibien, Fische, Weichtiere etc. — fast alle Lebewesen außer Pflanzen.

Doch sogar wenn man die Bibel nicht anerkennt, ist es nicht angebracht, tief zu überlegen: Ist es um der eigenen Gaumenfreuden willen zulässig, jene zu töten, die unter Schmerzen leiden? Ist das mit der Liebe zu ihnen, mit dem Liebesprinzip selbst vereinbar?

Eben deshalb gibt es Menschen, die — gerade aus ethischen Beweggründen! — auf eine Ernährung mit Pflanzen, Milchprodukten und Vogeleiern umsteigen.

Und ich versichere: Ohne dies wird Gott nie jemandes Liebe als vollkommen anerkennen!

* * *

Indem wir lernen, die Schöpfung zu lieben und dabei mit deren einzelnen Erscheinungsformen beginnen, entwickeln wir allmählich die Fähigkeit so zu lieben, wie der Schöpfer selbst liebt.

So kommen wir — unserem Seelenzustand nach — Ihm näher.

So entwickeln wir uns als die Liebe.

Und wir erwerben — als Ergebnis — die Fähigkeit, auch den Schöpfer zu lieben.

Wenn wir zur vollkommenen Liebe geworden sind, verschmelzen wir mit dem Schöpfer und werden zu Seinem Integralen Teilen.

Eben darin besteht — kurz gesagt — der Hauptkern jener Lehre Gottes, die Er den Menschen zu bringen sucht.

Spirituelle Gotteskämpfer, die ethische Makellosigkeit erreicht haben, werden von Göttlichen Lehrern ausführlich dabei unterstützt, als Seele (Bewusstsein) zur Vollkommenheit zu kommen. Und dann gelangen solche Menschen zur Verschmelzung mit dem Schöpfer in Seiner Wohnstätte.

In der Wohnstätte des Schöpfers sind alle zuvor individuellen Bewusstseine der Vollkommenen zu einer Einheit verschmolzen.

Eben dies lässt mit voller Verantwortung sagen, dass Gott Einig ist.

Doch sie sind befähigt, erneut partielle Individualität wieder zu erlangen, indem sie sich aus der Wohnstätte des Schöpfers — nunmehr — als Seine Bestandteile herauslösen. Eben sie nennt man Göttliche Lehrer, Heilige Geister oder — in ihrer Gesamtheit — den Heiligen Geist.

Unter ihnen sind jene, die männliche oder weibliche Gestalt haben: je nach ihrer letzten Inkarnation.

Jeder von ihnen genießt absolute Bewegungsfreiheit und kann in einem beliebigen Teil des Weltraums erscheinen. Mitunter kann man sie auch als Gruppe an einem bestimmten Ort beobachten.

Sie sehen aus öfters wie gigantische, der menschlichen Gestalt ähnliche Formen (Mahadouble). Ihre Höhe und Basisfläche reicht von einigen Dutzend Metern bis zu Kilometern. Auf der Spitze eines jeden ist ein Göttliches Antlitz. Sie stammen aus der Wohnstätte des Schöpfers, bleiben mit Ihm vereint und durchdringen mit sich — wie mit durchsichtiger Göttlicher Flamme — ungehindert die Erdfeste und beliebige stoffliche Gegenstände.

Manche von ihnen haben eine oder mehrere “Verantwortungsgebiete” auf der Erdoberfläche, wo jeder von ihnen Inkarnierten zu helfen versucht besser zu werden, und schafft ihnen Lehrsituationen, vor allem solche zur Erlernung der Ethik. Eben hier lehren sie auch jene, die sich bereits als Schüler Gottes begreifen und ungehindert mit ihren nichtverkörperten Göttlichen Lehrern kommunizieren.

Über Sankt Petersburg zum Beispiel kann man immer das Göttliche Antlitz des Apostels Andreas sehen. Es gibt aber auch örtlich begrenztere Gelände, wo man immer mit Jesus, Sathya Sai Baba, dem Apostel Philippus und anderen Umgang pflegen kann.

Man nimmt sie bisweilen fälschlicherweise für “Schutzpatrone” einer Stadt oder irgend einer anderen Gegend. Nein: Sie sind keine Schutzpatrone, sondern unsere ständigen Erzieher, wenn wenn nötig sanft und zärtlich, nötig streng. In jedem Fall weise. Sie sind Koordinatoren unserer Schicksale — jener Schicksale, die ein jeder verdient hat.

Beim Kontakt mit konkreten verkörperten Schülern ist jeder von ihnen vor allem bestrebt, ihnen die Kenntnisse und Methoden zu schenken, die früher einmal die Grundlage für seinen oder ihren persönlichen Weg zur Vollkommenheit bildeten. Es kommt aber auch vor, dass die persönliche Erfahrung gleich mehrerer von ihnen zusammenkommt. So war es beispielsweise in unserem Fall. Dies beschleunigt das Wachstum der Schüler und erlaubt zudem, die Methodologie spiritueller Vervollkommnung stets zu verfeinern im Hinblick auf bestimmte ökologische und kulturelle Ausbildungsverhältnisse.

* * *

Menschliche Phantasie hat ein märchenhaftes Bild des Teufels erschaffen: unbedingt mit Hörnern, Hufen, einem Schwanz, männlichen Geschlechts und dazu noch … ein sexueller Psychopath.

Dies ist jedoch eine überaus schädliche Unwahrheit. Schädlich, weil die den Weg ihrer eigenen realen Diabolisierung gehenden Menschen ihre verzweifelte Lage nicht verstehen: Bei mir wachsen ja keine Schwänze und Hörner, also ist alles in Ordnung!

Bei der vorherrschenden religiösen Unkenntnis ist es — für viele! — sehr einfach, zu Teufeln zu werden! Ich erlebte solche gleichermaßen unter politischen Anführern wie unter denjenigen, die Posten in „spirituellen“ Organisationen bekleideten, und auch unter Alkoholikern.

Wobei sie beiderlei Geschlechts sein können.

Wer sind sie? Wie sind sie zu erkennen?

Ihr Merkmal ist das chronische Verweilen in intensiv groben Gefühlszuständen (Zorn, Verärgerung, Hass). Verlogenheit, Niederträchtigkeit und Aggressivität sind ebenfalls ihre charakteristischen Eigenschaften.

Sie bleiben es auch nach ihrer Entkörperung. Ihr Wohnsitz wird die Hölle sein, wo sie in einem Dickicht von Ihresgleichen leben und von diesen gequält werden.

Manche von ihnen werden aber noch eine Zeit lang verkörperten Menschen schaden können — so wie damals, als sie verkörpert waren.

Verkörperte Teufel können offensichtlichen physischen Schaden zufügen, indem sie töten, verkrüppeln, vergewaltigen, schlagen, rauben, erpressen und andere ihnen Ähnliche gegen ihre Opfer hetzen…

Doch sowohl verkörperte wie nichtverkörperte Teufel sind dazu fähig, derart starke gröbste Energiefelder und „Energieeinrichtungen“ zu schaffen, dass sie ihre Opfer oft in psychotische Zustände bringen. Ärzte stellen Letzteren dann die Diagnose: Schizophrenie mit Symptomen des Beeinflussungswahns. Aber es ist kein Wahn, sondern Realität. Ich kannte persönlich zwei, die, nachdem sie unter solche Einwirkung von Teufeln geraten waren, den Ausweg aus der Situation darin fanden, dass sie sich zum Zwecke des Selbstmordes aus Fenstern in den Tod stürzten…

Wozu erzähle ich diese Gespenstereien? Nicht um zu erschrecken! Im Gegenteil: um denjenigen zu helfen richtige Entscheidungen zu treffen, die in solche Situationen geraten.

Vor allen Dingen muss man, wie auch bei allen anderen Unglücksfällen, Katastrophen und Unbilden, daran denken, dass alles Geschehende immer — real! — vor den Augen Gottes geschieht. Und von Ihm zugelassen wird.

Und mehr noch: Von Ihm werden diese Situationen auch herbeigeführt!

Es ist nur wichtig zu verstehen: wozu? Was willst Du, Herr, mir dadurch sagen, was willst Du mir beibringen, worin willst Du mich korrigieren?

Gott lebt ja nicht auf irgend einem anderen Planeten! Und Er ist kein für uns unsichtbares fliegendes Männchen, das unmöglich allem folgen kann, was mit uns allen vorgeht! Gott ist der Universale Ozean des Bewusstseins, nämlich überall leibhaftig, an jedem Punkt des Weltalls, doch gleichsam unter einem hauchdünnen Schleier, der den Schöpfer von Seiner Schöpfung trennt.

Und es geschieht nichts Bedeutsames mit irgend jemandem von uns, ohne dass es uns Nutzen bringt!

Schmerz zum Beispiel kann dazu gegeben werden, damit wir lernen, die Schmerzen anderer Wesen mitzuleiden und diesen keine mehr zuzufügen.

Und allerart böse Taten anderer Menschen erlauben uns, die menschliche Psychologie praktisch zu studieren.

Oder sie können bedeuten, dass es für uns an der Zeit ist, “die Kompanie zu wechseln”…

Usw. Alles zum Nutzen!

In meiner veröffentlichten Autobiografie* habe ich veranschaulicht, wie Gott, indem Er sich verschiedener menschlicher Scheußlichkeiten bediente, meine Lebenssituationen radikal veränderte — mir zum Nutzen!

Und als ich einmal, tödlich verletzt, Ihn heulend bat mir das Geschehende zu erklären, begann Er mit den Worten: “Du wirst Mir später dafür dankbar sein!”…

So ist es später auch geschehen!

Und noch: In allen schwierigen Situationen sollte man sich enger an Ihn schmiegen! Er schafft uns Probleme oft gerade deshalb.

… Und die Beiden, die sich aus Fenstern stürzten… Einer von ihnen, der einen Geltungsdrang bis zu grotesker Widerwärtigkeit entwickelt hatte, und der andere … nahm deshalb Schaden, weil er sich auf einen Streit mit einem diabolisch gewordenen früheren Geschäftspartner eingelassen hatte, der ihm eine Geldschuld nicht erstatten wollte…

Jesus Christus lehrte: “ Wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück!” (Luk 6,30). Dieser Kerl aber hatte dieses Gebot vergessen, obwohl er es gelesen hatte… Dabei sollte man die Lehre Gottes nicht nur lesen, sondern auch befolgen!

Sein zweiter Fehler war, dass er seine ganze Aufmerksamkeit auf den Teufel richtete, anstatt sich mit seiner Seele in die Arme Gottes zu stürzen. Und in der Tat: Dann verlor er Gott im wahrsten Sinne!…

Alles in allem, er bestand die ethische Prüfung nicht…

Auch ich geriet in ähnliche Situationen. Doch ich nutzte sie genau dazu, noch stärker mit dem Schöpfer zu verschmelzen: Im Körper ging es mir ja schlecht, in der Wohnstätte des Schöpfers dagegen gut, sogar sehr!

Mir haben diese Teufel sehr geholfen.

… Das Schrecklichste aber ist, gar keinen Attacken irgend eines Teufels ausgesetzt zu sein, sondern selbst zu einem Teufel zu werden. Das verurteilt zu einem furchtbaren Schicksal!

Einmal verkündete Gott durch einen Propheten den Grundsatz: “Alles ist zum Guten!”*. Wir sollten versuchen, uns diesen Satz jetzt so fest einzuprägen, dass wir ihn auch dann nicht vergessen werden, wenn die Zeit kommt, vor Gott eine “Prüfung im Fach praktische Ethik“ zu belegen.

Und Er lehrt noch, dem von Ihm kontrollierten Übel als einem Katalysator zur Entfaltung von Gutem zu begegnen. Auch darüber sollte man gut nachdenken und es sich merken.

… Ich hörte öfters den Einwand: “Nein! Wenn es einen Gott gibt, dann ist Er gut! Er kann uns doch nicht so viel Leid zufügen! Alles Böse ist vom Teufel!”…

In dieser Behauptung liegt ein für unser gesellschaftliches Umfeld typisches Unverständnis für die Grundsätze der Wechselbeziehungen zwischen Gott und den Menschen. Die so denkenden Menschen sind so tief egozentrisch, dass sie Gott als ihren “allmächtigen Diener” betrachten, zu dessen Pflichten es gehört, MEIN Leben nach MEINEM Wunsch einzurichten! Und wenn nicht, dann werde ich … dann werde ich Dich überhaupt nicht anerkennen! Oder es gibt Dich auch gar nicht!…

Doch Gott existiert. Und Er ist wirklich allmächtig. Allerdings ist der Charakter der Wechselbeziehungen zwischen Ihm und verkörperten Wesen ein völlig anderer.

In der Tat: Er und wir sind prinzipiell durchaus keine unterschiedlichen Wesen. Wir sind eben Seine Teilchen (Teilchen von Ihm, vom Absolut), die von Ihm auf “irdische Weiden” zur Reifung geschickt worden sind!

Und unsere einzige Bestimmung besteht genau darin, auf diesen “Weiden” zu reifen!

Er ist unser Guter Hirte: Er “weidet” uns — objektiv betrachtet — mit dem einen einzigen Ziel, dass wir, nachdem wir das nötige Grad der Vollkommenheit erreicht haben, als Seelen in Ihn einfließen, damit wir Er werden und Ihn mit uns selbst bereichern!

Darin liegt Sein Leben, Seine Evolution!

Einen anderen Sinn gibt es in unserem irdischen Dasein nicht!

Und diejenigen von uns, die unsere Willensfreiheit dazu nutzen, erfolgreich zu reifen, erhalten von Ihm die Meistbegünstigung. Die Bösen aber, die ausgesondert werden und sich in der “Müllgrube der Evolution”, der Hölle, wiederfinden, geraten in die “äußere Finsternis”.

Darum besteht das einzige richtige Prinzip der Wechselbeziehungen mit Ihm — auf unserer Seite — in voller Ergebenheit in Seinen Willen und darin, alle Seine Weisungen und Lehren aufmerksam wahrzunehmen!

Unser Egozentrismus soll in einen Gott-Zentrismus verwandelt werden!

“Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!”: Das muss man nicht nur lesen, laut aussprechen und sogar singen! Das muss — jeder! — tatsächlich annehmen als Formel für meine Beziehungen mit Ihm!

Möge Dein Wille geschehen, mein Gott!

Ich erkenne Dich an als meinen Allmächtigen und Unendlich Großen Universalen Vater!

Du bis Alles!

Und ich bin Dein demütiges Kind — Dich liebe ich und von Dir lerne ich! Und ich will Dich vollkommen erkennen und mit Dir in der Liebe verschmelzen!

Weide mich auf den Weiden Deiner Erde!

Und führe mich in Dein Haus auf Geradem Wege!

* * *

Wie viele Male wurden mir große Geldsummen nicht zurückgegeben! Wie viele ungeheuerliche Verleumdungen wurden über mich verbreitet! Dabei wurden mir von den Verleumdern Eigenschaften zugeschrieben, die den meinen diametral entgegengesetzt sind!

Und vor Kurzem stellte sich noch heraus, dass ein gewisser Autor ein Kapitel (“Die Lehre von Juan Matus”) aus meinem Buch stahl: Er schrieb es einfach ab und veröffentlichte es wortwörtlich unter seinem Namen…

All das betrachtete ich als Test meiner Hingabe zu Gott. Sich nicht ablenken lassen! Und… ich ging einfach weiter, hasste niemand, rächte mich an niemand, verlangte keine Entschädigung “für zugefügten körperlichen und moralischen Schaden”…

Dabei hätte ich mich auf auch nur einen der mir aufgedrängten Konflikte einzulassen brauchen, und ich selbst hätte dann in dem Wichtigsten verloren, weswegen wir auf die Erde geschickt sind, und hätte nicht all den Menschen helfen können, die von mir Hilfe angenommen haben und noch annehmen werden — bei der Heilung der Seelen und beim spirituellen Fortschritt!

Wobei ich dann ja die Gebote Christi verletzt und aufgehört hätte, Christ zu sein…

“Die Pinscher kläffen, aber der Elefant geht weiter”: So formulierte einmal Sathya Sai Baba Seine Haltung zu solchen Situationen.

Und jeder — wenn er seelenrein vor Gott und den Menschen ist und den spirituellen Weg geht — kann auch für sich dieses Prinzip übernehmen.

Und noch: “Ich regiere über alle. Sei niemandem böse!”, lehrte mich einmal Gott.* Mir haben diese Seinen Worte sehr geholfen. Mögen sie auch Ihnen helfen!

* * *

Der einzige Weg für uns, irdischem Unheil jetzt und in Zukunft zu entgehen, ist eine aktive spirituelle Vervollkommnung. Sie führt unter anderem zum richtigen Bewusstseinswachstum in quantitativer Beziehung und gewährleistet die so genannte “Kristallisation” (analog zum Wachstum von Kristallen unter wachstumsfördernden Bedingungen). Und das gibt die Kraft, dem Bösen wirksamer zu begegnen.

Und wir werden uns auch an das Gebot erinnern: “ Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!” (Röm 12,21).

* * *

Der Begriff Hesychasmus stammt vom griechischen Hesychiainnere Stille.

Ohne diese innere Stille ist Meditation ja nicht möglich. Und diese bildet — nach vorausgehendem Erlernen und Sicheinprägen der von Gott empfohlenen ethischen Prinzipien unseres Lebens auf der Erde — die Grundlage für weitere Bewusstseinsentwicklung auf dem spirituellen Weg.

Gerade die Bestrebung, Hesychia zu erlangen und danach zur Erkenntnis Gottes fortzuschreiten, ist bezeichnend für jene Strömung des “christlichen Raja-Joga”, die als Hesychasmus bekannt wurde.

Dabei bestand die wichtigste Besonderheit und der hohe Stellenwert dieser Richtung eben darin, dass die Hesychasten sich von Anfang an vollkommen richtig darauf orientierten, dass die Anweisungen Jesu Christi zur Entfaltung der Fähigkeit zu lieben nur durch eine Arbeit am spirituellen Herzen erfüllbar ist.

Sie entdeckten unter anderem, dass bei der Übertragung der Bewusstseinskonzentration vom Kopf in das spirituelle Herz das “innere Gespräch”, das bis dahin die Meditation ausschloss, zum Stillstand kommt.

Und bei der Fortsetzung der Anstrengungen, beim vollen Unterbringen des Bewusstseins im spirituellen Herzen, versteht der Mensch — plötzlich! — zum erstenmal an eigener Erfahrung, was Jesus im Sinn hatte, als Er von spiritueller Liebe sprach!

Das Leben dieser Menschen veränderte sich gänzlich: Sie konnten jetzt tatsächlich einander und alles um sich herum lieben — mit wahrhaft christlicher Liebe, “wie sich selbst” und sogar mehr als sich selbst!

Die weitere Entwicklung des spirituellen Herzens führte dann dazu, dass ihre Liebe nun allmählich auch Gott in sich einschließen konnte.

Gott unterstützte sie dabei auf jede Weise, indem er ihnen die Möglichkeit gab, Sich als die Liebe zu empfinden. Und dies mündete — im Endergebnis — im Verschmelzen zweier Liebenden in den Armen der Liebe.

Hesychasten erfanden die Methoden zur Entfaltung des spirituellen Herzens, die als Jesusgebet benannt wurde. Dessen Formeln mochten verschieden sein, von “O Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich über mich Sünder!” bis zur schlichtesten und dennoch vollkommenen Variante: der einfachen Anflehung Jesu, des Geliebten, in mein spirituelles Herz einzugehen durch die demütige Wiederholung Seines Namens: “Jesus! Jesus!…”.

… In den folgenden Jahrhunderten gelang es jedoch nur Wenigen, durch das Jesusgebet positive Ergebnisse zu erzielen. Es setzte sich sogar die Meinung durch, dass “seine Geheimnisse verloren gegangen” seien…

Dies stimmt aber nicht ganz: In der Tat ging das wahre Christsein den „gläubigen Massen“ überhaupt abhanden, und zwar mit ihrer Ablehnung der von Christus gegebenen Ethik. Letzteres führte dazu, dass sich im Christentum — bis in die letzten Jahre — auch keine umfassende und wissenschaftlich korrekte Einstellung zur spirituellen Entwicklung des Menschen herausgebildet hat. Mit anderen Worten: Es fehlte jene wissenschaftlich-religiöse Richtung, die jetzt von uns als Methodologie der spirituellen Vervollkommnung begründet und benannt worden ist.

… Ich halte es für nötig einmal mehr zu unterstreichen, dass jeder seine spirituelle Entwicklung nicht mit Meditationspraktiken beginnen soll, sondern damit, sich vollständig und detailliert mit allgemeintheoretischen Kenntnissen über die Religionsphilosophie bekannt zu machen und die oben geschilderte ethische Lehre Gottes anzunehmen.

Andernfalls kann der Zustand des Praktizierenden nicht dauerhaft sein, und er wird nicht in der Lage sein, die ethischen Prüfungen zu bestehen, vor die Gott bestimmt jeden stellen wird. Und das könnte unter anderem psychische Verletzungen nach sich ziehen.

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Jetzt lernen wir einige wichtige Gedanken aus dem Buch der frühen Hesychasten, das Philokalia* heißt.

Aus Gottesfürchtigen Unterweisungen des Seligen Diadochus, Bischof von Photika:

Der höchste Ausdruck oder Gipfelpunkt vollkommenen Glaubens ist geistiges Eintauchen in Gott.

Gipfelpunkt der Gierlosigkeit: so sehr nicht haben wollen, wie ein anderer haben will.

Gipfelpunkt der Demut: entschlossenes Vergessen der eigenen guten Werke.

Gipfelpunkt der Liebe: Vermehrung freundschaftlicher Zuneigung zu denjenigen, die beleidigen und schmähen.

 

Aus Gottesfürchtigen Unterweisungen Ephrems des Syrers:

 

Habe, o Mönch, keinen Wunsch nach Fleisch und trinke keinen Wein bis zur Berauschung; sonst verroht dein Geist… Sein nicht eingenommen für Fleisch und das Weintrinken, damit dein Geist nicht unfähig wird, geistige Gaben zu empfangen.

Gott hat den Menschen als frei erschaffen. Darum sind diesem Ehrungen und Strafen vorherbestimmt.

Das irrende Auge bereitet viel Gram demjenigen, der ihm folgt. Wenn du nicht vom Umherwandern der Augen absiehst, wirst du der Tugend keine geraden Pfade anlegen können.

Gescheit halte dich fern von schadenbringenden Begegnungen, sodass dein innerer Mensch im Guten ruht.

Wenn du die Silberliebe besiegen willst, liebe Gierlosigkeit und Nichtverschwendung.

Wenn du den Zorn besiegen willst, übe dich in Milde und Edelmut.

Trauere nur dann, wenn du gesündigt hast, aber auch in diesem Fall halte Maß, um nicht in Verzweiflung zu geraten.

Wenn du die Eitelkeit bezwingen willst, liebe weder Lob noch Ehrungen, noch gute Kleider, noch erste Plätze, noch Bevorzugungen, sondern umgekehrt, liebe es, getadelt und verleumdet zu werden; indem du Lügen über dich ergehen lässt…

Wenn du den Stolz besiegen willst, sage — was immer du tust — nicht, dass dies oder jenes mit deinen eigenen Händen oder aus deiner eigenen Kraft geschieht. Sage vielmehr: Das geschieht mit Gottes Hilfe und durch Gottes Gunst, nicht aus meiner Kraft und nicht durch mein Bemühen.

Aus Gottesfürchtigen Unterweisungen von Awwa Dorofej:

Ich habe von einem Bruder gehört, dass er, wenn er irgend einen der Brüder besuchte und dessen Klause ungefegt und nicht aufgeräumt sah, sich sagte: Selig ist der Bruder, dass er die Sorge um alles Irdische beiseite gelegt und seinen ganzen Geist derart auf den Berg gerichtet hat, dass er nicht einmal die Zeit dafür findet, seine Klause in Ordnung zu bringen.

Und wenn er zu einem anderen kam und dessen Klause aufgeräumt und sauber gefegt sah, sagte er sich abermals: Wie die Seele dieses Bruders rein ist, so sauber ist auch seine Klause, und der Zustand der Klause stimmt mit dem seiner Seele überein.

Wünsche nicht, dass alles nach deinem Willen geschieht, sondern so, wie es eben wird — auf diese Weise wirst du mit allen in Frieden sein.

Glaube, dass Beschimpfungen und Vorwürfe Arzneien sind, die den Stolz deiner Seele heilen, und bete für deine Beschimpfer wie für wahre Seelenärzte…

Als Antwort auf lügenhafte Anschuldigungen sage: Vergib mir und bete für mich! Wenn man dich dann fragt, ob das auch so und so war, erzähle die Wahrheit, danach verbeuge dich demütig uns sage erneut: Vergib mir und bete für mich!

Niemals sollte man seinen Willen dem Willen seines Bruders vorziehen.

Aus Ausblick auf das spirituelle Wortgefecht von Johannes Cassian:

(Es existiert) ein Zustand, der in der Kontemplation des Einigen Gottes und in flammender Liebe zu Ihm besteht, wo der Geist, von dieser Liebe umfangen und durchdrungen, in engster Weise mit Gott spricht.

Aus Asketische Unterweisungen des Nilus vom Sinai:

Wenn du Verleumdung erfährst, freue dich; denn wenn sie ungerecht ist, wird deine Belohnung groß, und wenn sie gerecht ist, dann wirst du, daraus klüger geworden, der Geißel der Bestrafung entgehen.

Es gibt ein höchstes Gebet der Vollkommenen … wenn sie in unausgesprochenen Seufzern des Geistes sich Gott nähern, Welcher die offene Herzensneigung sieht.

Aus Gottesfürchtigen Unterweisungen Isaaks des Syrers:

Der Demütige bleibt nie stehen, um eine Versammlung anzuschauen, einen Volksauflauf, Aufregung, Lärm oder Geschwelge, er beachtet nicht Worte, Gespräche, Schreie und Zerstreuung der Sinne: Wünschenswert ist für ihn nicht, viel zu haben und unaufhörlich am Werk zu sein, sondern allzeit frei zu sein und ohne Sorge.

In der Demut gibt es nie Eile, Überstürzung, Verwirrung, hitzige und leichtfertige Gedanken — vielmehr verweilt der Demütige allzeit in Frieden. Es gibt nichts, was ihn verblüffen oder entsetzen könnte… Seine ganze Freude und Heiterkeit ruhen darin, was seinem Herrn angenehm ist. Der Demütige — wenn er sein Gesicht zur Erde beugt und sein innerer Herzensblick zum Tor ins Allerheiligste emporgehoben ist -, wagt nur so zu sprechen und zu beten: Nach Deinem Willen, o Herr, geschehe es mit mir!

Die Wüste bringt Leidenschaften zum Schlafen. Wenn aber vom Menschen nicht nur das eine verlangt wird, seine Leidenschaften zum Schlafen zu bringen, sondern auch, sie auszurotten, zu überwinden… Doch schlummernde Leidenschaften erwachen, sobald sie einem Anlass begegnen, wieder zur Geltung zu kommen.

Wer Gott lieben lernen will, muss umso mehr für die Reinheit seiner Seele Sorge tragen.

Und die Reinheit der Seele wird erlangt durch Bezwingung und Ausrottung der Leidenschaften. (Wer die Leidenschaften nicht besiegt, der wird nicht hineingehen) in den makellosen und reinen Bereich des Herzens.

Hege keinen Hass auf Sünder, denn wir alle stehen in der Verantwortung.

Aus Gottesfürchtigen Unterweisungen Theodors von Edessa:

Wenn wir die Leidenschaften töten, Begierden vernichten und Klügeleien des Fleisches dem Geist unterwerfen, nur dann nehmen wir das Kreuz auf uns und folgen Christus nach.

“Sich von der Welt fern zu halten” ist nichts anderes als dieses Töten der Leidenschaften und Entfalten des in Christus verborgenen Lebens.

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Die Stufen des spirituellen Weges lassen sich in drei Hauptgruppen einteilen:

1. Vorläufige (erste Bekanntschaft mit der Theorie und ihr Akzeptieren, der Beginn der ethischen Arbeit an sich, die Einführung in das eigene Leben der grundlegenden hygienischen Gewohnheiten, solcher wie tägliches Körperwaschen (wenn möglich), sonnenbaden im Sommer und mit einer Quarzlampe im Winter etc).

2. Grundlegende Methoden, einschließlich die Beherrschung der Körper- und Geistesentspannung, die Reinigung der bioenergetischen Strukturen des Organismus mit Hilfe von speziellen Methoden, und — was am wichtigsten ist — die Beherrschung der Fähigkeit, mit der Konzentration des Bewusstseins in der Chakra Anahata zu leben und von ihr aus in die äußere Welt zu sehen.

3. Die weitere Entwicklung sich selbst als spirituelles Herz — bis zur Verschmelzung mit dem Herzen des Absoluten — dem Primordialen Universalen Bewusstsein, Gott Vater, dem Himmlischen Vater.

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Wachstum einer einzelnen Seele in ein spirituelles Herz ist praktisch unbegrenzt.

Das Mönchsleben ist voller Dienst für Gott durch Hilfe den Menschen in ihrem spirituellen Fortschritt und ständiger meditativen Übungen auf den speziellen Orten der Kraft. Das ermöglicht sich (als spirituelles Herz) im Laufe einiger Jahre bis zu der Größe vergleichbar mit der Größe unseres Planeten zu entfalten — und dann noch viel größer. Darüber hinaus, lernt der spirituelle Krieger die Verlagerung durch alle Hauptäonen des Absoluten und lernt sich in den höchsten (feinsten) Äonen mit dem Bewusstsein zu lösen.

Und dann folgt die Verschmelzung mit dem Himmlischen Vater, die in den folgenden Jahren der spirituellen Anstrengungen immer wieder fester wird.

Schon nach dem Erreichen der ersten wirklichen Erfolge auf diesem Weg befreit sich der Praktiker von den einige Jahre dauernden Krankheiten. Wenn er Jahr für Jahr immer neue spirituelle Höhen erreicht, so reinigt sich sein Körper bis zu Transparenz, die durch Hellsehen wahrgenommen werden kann. Und das Göttliche Licht beginnt durch ihn in die materielle Welt zu fließen! Das bis zur Göttlichkeit entwickelte Bewusstsein lebt schon jetzt (während der Existenz des gesunden und aktiven physischen Körpers) in Verschmelzung mit dem Schöpfer und kommt aus Seiner Wohnstätte auf diejenigen Teile der Schöpfung, wo es notwendig ist.

... Aber das ist auch noch nicht alles. Es gibt viel mehr interessante Perspektiven...