L.A.Wawulina

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L.A.Wawulina

Von Beruf bin ich nicht Pädagogin, nicht Psychologin, sondern nur Diplombuchhalterin. Aber ich habe drei Töchter, die inzwischen fast erwachsen sind (18, 19 und 20 Jahre). Und ich möchte Ihnen von meinen Erfahrungen und Beobachtungen berichten, die Ihnen vielleicht bei der Kindererziehung nützlich werden könnten.

Bis zum Beginn des Unterrichts nach Methodiken der Schule von Wladimir Antonow war ich eine ganz gewöhnliche, durchschnittliche Elternperson, die ihre Beziehungen zu ihren Kindern auf der Grundlage ausgeprägter Stereotypen aufbaute: Ich bin eine Mutter, ich liebe meine Kinder, ich sorge für sie, ich will ihr Gutes, ich bin älter, habe mehr Lebenserfahrung und weiß besser, was wie zu tun ist. Und deshalb habe ich volles Recht dazu, Ordnungsregeln festzulegen, meine Meinung durchzusetzen, Verfügungen zu erteilen, die Ausführung zu verlangen und Strafen aufzuerlegen, wenn das Ergebnis nicht mit meinen Erwartungen übereinstimmt. Jegliche ihre Willensfreiheit wurde meinerseits nur in dem Rahmen zugelassen, der meinen Vorstellungen davon entsprach, was gut und was schlecht ist. In alledem führte ich mit meinen Kindern einen Kampf darum, sie so zu machen wie ich wollte. Dieser Kampf lief, wohlgemerkt, mit wechselndem Erfolg ab: Sie boten oft Widerstand, waren ungehorsam und grob und weigerten sich, meine Bitten und Befehle auszuführen. Das tat mir weh, da ich dachte, dass sie mir das zum Trotz taten: Ich weiß doch besser, was wie besser ist! Die gegenseitigen Kränkungen nahmen zu — wie ein Schneeklumpen.

Das wäre so bis zum Ende der Inkarnation weitergegangen, wenn ich mir nicht eines Tages gesagt hätte: "Schluss damit! Genug! Ich habe es satt! Man muss irgendwas tun, ich bin ja in eine Sackgasse geraten!".

Ich begann mich zu fragen: Wozu lebe ich? Worin besteht der Sinn des Lebens? Und ich stellte nicht einfach nur Fragen, sondern suchte auch nach Antworten. Ich las verschiedene Bücher, die ich finden konnte, ging in die Kirche. Aber die Antworten kamen sehr, sehr spärlich, während die Fragen immer mehr wurden — bis Gott mir einen Weg zeigte und mich zu den Büchern Antonows führte.

Das war eine Entdeckung! Ich las und konnte nicht glauben, dass ich die Antworten auf die mich so lange quälenden Antworten fand.

Später, als ich damit begann, die in den Büchern dargelegten Methodiken zu praktizieren und mein Leben dem Vorsatz Gottes gemäß umzugestalten, kam ich viele Male auf diese Bücher zurück und trenne mich auch jetzt nicht von ihnen und finde dort jedes Mal etwas Neues für mich, was mir früher nicht bewusst war.

Dank dieser Arbeit an mir selbst — auch und gerade an mir selbst! — konnte ich merken, wie sich meine Beziehungen zu ihnen und besonders ihr Verhältnis zu mir änderten.

Zum einen gab ich ihnen mehr Freiheit und erlöste sie von meiner elterlichen Tyrannei. Das bedeutet nicht Anarchie und Permissivität. Ich gab schlicht die kleinliche Bevormundung auf, “ließ sie los” und ließ als Bindfäden meine Liebe, Geduld, Anteilnahme und allzeitige Hilfsbereitschaft zurück.

Ich kann nicht sagen, dass mir das leicht fiel. Auch jetzt führe ich den Kampf fort, doch jetzt ist es ein Kampf mit dem eigenen Ego. Und meine Kinder, die mich früher immer nur abzuwinken suchten, fühlen sich jetzt zu mir hingezogen. Sie ersuchen mich um Rat, wollen einfach nur reden, mit mir zusammensitzen, neben mir zu sein; ihnen gefällt meine Gesellschaft.

Ich bin jetzt bemüht, sie gerade an meinem Beispiel zu erziehen: daran, wie ich selbst besser zu werden versuche. Hier darf es keine Falschheit geben — nur Aufrichtigkeit in den Beziehungen bringt positive Ergebnisse. Wenn ich also irgendwo falsch liege, gebe ich meine Fehler ruhig zu und bemühe mich darum, nach Möglichkeit alles wieder gut zu machen.

Meine Kinder haben aufgehört mich zu beleidigen, weil ich... mich nicht mehr beleidigt fühle. Welchen Sinn hat es jemanden zu beleidigen, der sich nicht beleidigt fühlt? Einmal sagte meine älteste Tochter nach einem weiteren Unfug plötzlich zum ersten Mal: "Es tut mir Leid, Mutti", und fügte dann hinzu: "Auch wenn ich weiß, dass du nicht beleidigt bist, aber es tut mir sowieso Leid".

Ich versuche meinen Kindern beizubringen, selbstständig zu sein: zu lernen, Entscheidungen zu treffen, zu handeln und die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Die elterliche Klugheit beim Umgang mit den Kindern besteht noch darin, ihnen eben die Möglichkeit zu geben, ihre Fehler zu machen und zu lernen und so eigene Lebenserfahrung zu erwerben. Natürlich darf man dies nicht bis ins Absurde treiben. So darf man beispielsweise nicht abseits stehen und ruhig abwarten, bis ein Kind Erfahrungen als Drogensüchtiger, Dieb oder Totschläger gesammelt hat. Doch übermäßige Sorge und ein Bestreben, um jeden Preis von Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten im Leben abzuschirmen, hindert das Kind am Wachstum und verwandelt es in einen passiven Lebenszuschauer, in einen Unterhaltsbezieher: Wozu denn auch irgendetwas tun, wenn die Eltern es besser machen. Und dann erhalten die Eltern im Alter eine Rechnung für diese Erziehung: Jetzt müssen sie mit ihrem bescheidenen Ruhegeld erwachsene Menschen ernähren, die bloß Kinder geblieben sind.

Zum Schluss will ich Folgendes sagen: Uns alle lehrt und erzieht Gott — und in dieser Hinsicht sind wir unseren Kindern gleich. Nur die Stufen des Lehrprogramms sind aufgrund der Altersunterschiede verschieden. Unsere Aufgabe ist es den Kindern zu helfen, jene Programmstufen zu meistern, die wir selbst bereits durchlaufen haben, wenn auch nicht ganz so, wie es ihnen beschieden ist. Dies tun können wir in optimaler Weise, indem wir am eigenen Beispiel zeigen, wie man das oder jenes besser verwirklichen kann und wie man in dem einen oder anderen Fall verfahren soll.

Erst zwei Jahre sind seit dem Beginn meiner Arbeit an der eigenen “Umerziehung” vergangen. Meine Töchter sind nicht mehr ganz Kinder, sodass leider nicht alle in diesem Buch angeführten Methoden und Empfehlungen ihrem Alter entsprechen. Aber ich kann überzeugt sagen, dass ich über das Ergebnis dieser meiner Arbeit erfreut bin. In unserem Haus ist es jetzt warm, gemütlich und ruhig, hier ist eine Welt! Und nicht Möbel oder Heizung erzeugen die Gemütlichkeit und Wärme, sondern gute Beziehungen auf der Grundlage von wechselseitigem Verständnis, Respekt, Liebe, Geduld und Anteilnahme aneinander.

... Ein wenig spät bin ich in meinem Leben "aufgewacht" — Sie aber dürfen Ihre Zeit nicht umsonst verlieren! Denn je früher man an sich selbst zu arbeiten beginnt, desto besser wird das Resultat. Bei dieser Arbeit werden Ihnen dieses und andere Bücher von Wladimir Antonow zuverlässige Helfer sein.

 

 

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